Zuerst drei Stunden von Wien nach Madrid, dann 12 Stunden nach Lima in Peru. Wie das wohl mit zwei Kleinkindern geht? Am Ende: erstaunlich gut!
Früher hätte ich auf dem 12-Stundenflug mindestens drei Filme angesehen. Mindestens! Mit einem knapp dreijährigen und einem einjährigen schaffe ich mit Unterbrechungen 45 Minuten eines herrlich seichten Jennifer Lopez Streifens. Die Reise beginnt meinerseits schon mit kompletter Übernächtigung, da ich die Abende und Nächte zuvor mit Packen und Wohnung aufräumen verbracht habe. Den Vorteil des Online Check-ins können wir mit kleinen Kindern leider nicht nutzen und somit auch nicht das Gepäck wie geplant am Vorabend zum Flughafen bringen.
Um vier Uhr morgens klingelt daher am Tag X der Wecker. Die Kinder wecke ich erst auf, als der Papa bereits die unzähligen Gepäckstücke zum Flughafentaxi bringt. Kleiner in die Trage, Großer sanft aufgeweckt mit den Worten: „Guten Morgen. Wir fliegen jetzt nach Peru!“ Verschlafene Kulleraugen blinzeln. Dazu ein Grinser mit dem Schnuller im Mund und ein gelalltes: „Ja! Peru!“
Flughafen ist aufregend. Für beide Kinder. Nach Kaffee und heißer Schokolade – beides um die verschlafenen Lebensgeister aufzuwecken – gibt es an der Handgepäckskontrolle den ersten Zwischenfall. Haben wir doch tatsächlich nicht daran gedacht, die Flüssigkeiten im Handgepäck alle wie vorgeschrieben zusammen zu packen. Die Schlange hinter uns an der Priority-Kontrolle für Familien mit Kindern, Flugpersonal und Diplomaten wird immer länger als ich fieberhaft ein Gepäckstück nach dem anderen durchsuche, das mir die genervten Security-Mitarbeiter nach dem Röntgen zurückgeben. Schlauerweise ist mein gesamtes Toiletttäschchen im Handgepäck. Dazu kommt auch noch diverses elektronisches Equipment, dass ich für meine Arbeit brauche. Ein Mitarbeiter mit dem unbezahlbaren Wiener Charme sagt für mich hörbar zu seinen Kollegen: „Wann a jeda so tuat, dann brauchens alle 5 Stunden vorm Abflug.“ Ja eh. Ich entschließe mich, überhaupt nicht auf die wenig hilfreichenden Worte des Herren einzugehen sondern durchzuatmen. Das sind Dinge, die passieren einfach nur in der Überforderung mit kleinen Kindern – und dann auch nur einmal im Leben!
Geschafft! Wir sind im Flieger. Der große Wutzi hat einen Fensterplatz und ist zufrieden. Der kleine Sonnenschein schläft irgendwann bei Papa in der Trage ein. Zusammen dösen die beiden über eine Stunde während ich – zugegeben etwas neidvoll – mit Wutzi ein Buch ansehe. Drei Stunden vergehen schnell. Schon sind wir in Madrid. Anstatt gemütlich zum entsprechenden Gate zu spazieren, gehen wir hinaus, um kurz Papas Cousin zu treffen, der in Madrid lebt. Das bedeutet natürlich auch: nochmal durch die ganze Handgepäckskontrolle. Diesmal geht’s ein bisschen schneller, weil ich es trotz der Hektik in Wien geschafft habe, die Flüssigkeiten irgendwie zusammen zu packen. Am Weg zum Gate kommen wir an einem kleinen Indoorspielplatz vorbei. Es ist 12:30, die Kinder sind seit 5 Uhr wach, nur der Kleine hat ein kleines Schläfchen gehalten. Trotzdem toben sie sich noch einmal so richtig aus.
Die Dame am Check-In in Wien hat uns drei Plätze in einer Vierer-Reihe gegeben und gemeint, wenn wir Glück haben, bleibt der vierte Platz frei. Ich werde ihr für immer dankbar sein für ihr strategisches Mitgefühl! Denn kann ich Sonnenschein nach der Landung hinsetzen und ihn hinlegen, wenn er eingeschlafen ist! Der Gedanke, dass er die ganze Zeit über auf mir oder auf dem Papa schlafen wird müssen hat mich nicht gerade entspannt. Aber der liebe Gott zieht manchmal die Fäden und macht das viel besser, als ich es mir hätte wünschen können.
Beide Kinder schlafen bald. Anstatt mir den ersten Film reinzuziehen, schließe auch ich meine Augen und wache erst auf, als das Essen serviert wird. Ich fühle mich fast schon ausgeschlafen, obwohl ich nur 15 Minuten geschlafen habe. Die Kinder teilen sich später Wutzis essen, für Kinder, die nur einen Schoßplatz haben, gibt es kein eigenes Essen. Dafür ist das Flugpersonal hilfreich im Fläschchen zubereiten. Unzählige Male gehe ich mit Milchpulver nach hinten und lasse mir heißes Wasser geben. Stillen wäre einfacher, ist aber seit 6 Wochen vorbei.
Lang schlafen die beiden nicht und so drehen wir abwechselnd mit den Kindern unsere Runden bzw. laufen den Gang hoch und runter. Turnen mit Sonnenschein auf den Sitzen. Packen neue Spiele aus dem Zaubersäckchen. Lassen Wutzi fernsehen. Den Bildschirm vor der Nase, der sich bei der kleinsten Berührung wieder einschaltet wäre es schwer, ihn davon abzuhalten. Nemo, Mickey Mouse… er ist begeistert und bleibt so gebannt sitzen. Die Fenster sind zu, das Licht ist aus, trotzdem schlafen die Kinder nicht ein. Obwohl ich den Kleinen in der Trage habe, guckt er neugierig heraus. Die Lichter der blöden Bildschirme sind einfach zu interessant. Wutzi möchte wissen, wann wir denn mit dem Flugzeug oben in den Himmel fliegen. Für ihn sind wir einfach wo drinnen, aber dass wir hoch oben fliegen, ist halt nicht wirklich spürbar. Selbst nicht, als er mit Papa ins Cockpit darf. Irgendwann will er nach Hause. Hm. Geht jetzt nicht. Und dann schlafen die Kinder schließlich ein. Wir auch. Die lieben Kleinen schlafen sogar noch bei der Landung. Dann gehen die Augen auf. Jetzt sind wir in Peru und treffen gleich die ganze Familie!
Es dauert dann doch noch über zwei Stunden, da wir nach der Einreisekontrolle noch ewig am Gepäckband stehen. Ein Koffer ist in Wien geblieben. Nochmal durchatmen, hinter Wutzi herlaufen, Sonnenschein herumtragen, Formulare ausfüllen und dann endlich raus! Umarmungen, Luftballons, Blumen, Besos! Sogar die Uroma ist am Flughafen, um endlich ihre beiden kleinsten Urenkel kennenzulernen. Zwei Monate werden wir hier sein. Die Reise geht jetzt erst richtig los!