Jooo, mir san min Radl do… aber langsam

Nach 2 Jahren das erste Mal wieder am Mountainbike. Auweh! Ich bin ja früher schon immer wieder einmal am Rad gesessen, wenn ich nicht wirklich in Form war, aber jetzt fühlt es sich noch viel schlimmer an.

Meine Schwester hat sich bereit erklärt, an diesem sonnigen Freitag Nachmittag mit mir eine kleine Runde mit dem Mountainbike zu fahren. Allein traue ich mich noch nicht. Neun Monate nach der Geburt meines Babys bin körperlich einfach noch zu weich und weit entfernt von meiner alten Form. Wie weit, merke ich erst bei der Tour…

Leider ist mein eigenes Moutainbike noch nicht für die neue Saison hergerichtet, ein Schlauch dürfte sogar ganz kaputt sein. So leihe ich mir das von meinem Vater, mit dem ich nicht ganz vertraut bin. Aber besser als nichts.  Wir wählen eine leichte, ca. 2-stündige Tour auf den Husarentempel aus und treffen einander bei der Meiereiwiese; d.h. ich kann schon ein paar Minuten einfahren. Dann geht es gleich bergauf, aber gemäßigt. Am Anfang habe ich noch kein Problem. Meine Schwester fängt immer sehr gemütlich an und braucht ca. eine viertel Stunde zum warm werden. Mein anfänglicher Optimismus und die Illusion, dass es „ja eigentlich eh super dahin geht“, verfliegt, als sie sich warm gefahren hat. Noch fahren wir zwar nebeneinander her und plaudern ein bisschen, aber ich merke es allmählich in meiner Leistengegend, wie schwach ich hier noch bin. Ich versuche auch gar nicht, dagegen anzukämpfen und mit Vollgas in die Pedale zu treten sondern sanft die Kraft von Innen heraus zu holen. Das Problem ist, dass diese Kraft einfach noch nicht da ist!

Über die erste kurze Trinkpause an einer Kreuzung bin ich dankbar. Wir steigen auf, da überholen uns zwei nicht besonders sportlich aussehende Männer. Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein bisschen beleidigt bin. Ich weiß zwar, warum ich noch nicht fitter bin, aber das sieht man mir ja nicht an. Ich habe nicht „frisch gebackene Mutter eines entzückenden Babys“ auf einer wehenden Fähnchen stehen, sondern sehe für andere einfach nur aus wie eine sportliche Niete. Das könnte mir im Grunde genommen egal sein, ist es aber nicht. Warum zum Teufel kümmert es mich, was andere über meine Sportlichkeit denken? Wer sagt, dass sich irgendein anderer Radfahrer überhaupt Gedanken über meine körperliche Fitness oder deren Abwesenheit macht?! Ich versuche, diesem Gedankenrad nicht ins Unendliche zu folgen und die Lichtstimmung im Wald und den Vogelgesang zu genießen. Das gelingt ganz gut. Anstrengend bleibt es.

Bei der zweiten Pause an einer Abzweigung überlege ich ernsthaft, ob ich einfach die Tour abkürzen und links zur Krausten Linde weiterfahren soll. Oder besser gleich umdrehen? Ich brauche mich ja nicht unnötig zu quälen? Ich entscheide mich trotzdem weiterzufahren und dem sportlichen Ehrgeiz möglichst wenig Raum zu geben. Stattdessen möchte ich in der Anstrengung, vor allem aber im Naturerlebnis Genuss finden. Ich finde es spannend, wie mein Körper nach Schwangerschaft, Geburt und den ersten neun gemeinsamen Monaten mit meinem Baby so ganz anders anfühlt, als ich ihn kenne. Im Alltag fühle ich mich alles andere als unfit. Ich trage meinen Kleinen noch immer viel im Tragetuch, gehe viel spazieren, hebe ihn hoch, lege ihn am Boden ab, etc. Ich praktiziere Yoga. Aber es ist eine ganz andere Körperlichkeit. Die Kraft kommt aus der Weichheit. Sie liegt in der Weiblichkeit verborgen. Sport ist wiederum ganz anders. Viel „männlicher“ ausgerichtet, wenn man das so sagen kann.

Die dritte kurze Trinkpause. Meine Schwester fragt mich, ob ich wirklich bis zum Husarentempel fahren will oder ob wir lieber umdrehen sollen. Ich frage, wie weit es noch ist. 10 Minuten. Die schaffe ich! Das letzte Stück ist landschaftlich wieder ganz anders, als die Forststraße davor. Es geht ebener dahin, die Bäume sind niedriger und lassen mehr Sonnenlicht auf den Weg. Ich fühle mich leichter. Die allerletzten Meter geht es noch einmal sehr steil bergauf. Weicher Waldboden mit größeren Wurzeln und Steinen verlangen noch einmal Konzentration. Endlich kann ich absteigen. Doch leider fühlt sich das nicht nach der erhofften Erlösung an. Meine Beine sind Pudding. Ich kann kaum das Fahrrad ablegen. Irgendwie geht es dann doch.

Der Blick vom Husarentempel lohnt sich jedes Mal! Heute bin ich richtig stolz auf mich. Allzu lang bleiben wir nicht. Der Wind weht recht kräftig, uns wird schnell kühl. Das Bergabfahren geht überraschend gut, trotz der Puddingbeine. Zu Hause begrüße ich wie immer zu allererst mein Baby. Dann geht es direkt in die Küche. Ich habe einen Riesenhunger. Erst nach eineinhalb Schüsseln Couscous-Salat gehe ich duschen.

Trotz der Anstrengung habe ich am nächsten Tag keinen Muskelkater. Das motiviert, dran zu bleiben und einfach regelmäßig kleine Touren zu machen. Fortsetzung folgt …

You may also like

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert